Liebe Eltern!
Wieder sind zwei spannende Monate ins Land gegangen und es ist an der Zeit eine kleine Rückschau zu halten, um Euch dadurch ein bisschen an unseren Erlebnissen im Wald teilhaben zu lassen. Nach unserem Kehraus in der Peitinger Eishalle am Faschingsdienstag überraschte Christina unsere Wurzelzwerge am folgenden Tag mit einer Kutschfahrt mit der lieben Hanni zur Kiesgrube. Bereits in den Faschingsferien begannen wir, um uns langsam auf das Frühjahr einzustimmen, den Kindern zur Brotzeit Geschichten über Hasen und Schneeglöckchen und „Warum der Schnee weiß ist“ vorzulesen. Natürlich hat das mitleidige Schneeglöckchen dem einstmals farblosen Schnee von seiner Farbe abgegeben und darf aus Dankbarkeit nun mitten im Schnee blühen. Selbstverständlich hinterfragen wir manchmal solche märchenhaften Geschichten auch, um natürliche Phänomene zu erklären, und überlegen, ob die Geschichte wirklich so stimmen kann und, warum der Schnee tatsächlich weiß erscheint, obwohl er doch aus farblosem Wasser entstanden ist. Außerdem haben wir ein Schneeglöckchen genau betrachtet und seine Organe von Wurzel, Zwiebel, Blätter Stängel bis zur Blüte hinauf bewundert und benannt. Schließlich haben wir es im Mäusewald eingegraben, damit dort vielleicht in den nächsten Jahren eine Schneeglöckchen-Kolonie entstehen kann. Auch hat es uns Spaß gemacht, selbstgebaute Schiffchen dort im kleinen Tümpel treiben lassen.
Nach den Faschingsferien überraschte uns ein heftiges Wintergewitter mit Graupelschauer und wir flüchteten uns schnellstens vom Affenwald in den beheizten Bauwagen und beobachteten von drinnen das wilde Treiben draußen. Wer wollte, der durfte zum Zeitvertreib von sich ein Selbstportrait malen. Doch gleich am nächsten Tag war das Wetter so mild, dass wir wieder bis zur Kiesgrube wanderten. Dort bemalen unsere Wurzelzwerge leidenschaftlich gerne die vielen großen Steine mit Wasserfarben, lieben es aber auch die steilen Hänge zu erklimmen und auf dem Hosenboden wieder runter zu rutschen und vieles mehr. Als „Genau-Hinschauen-Übung“ durfte jeweils ein Vorschulkind die Knospen von einem Laubbaum beschreiben. Wir verglichen und besahen uns einzeln die verschiedenartigen Knospen von der Esche (schwarz, eher rundlich), der Buche (braun, sehr spitz), der Eiche (klein, braun, knubbelig), dem Ahorn (grün, relativ groß), der Kastanie (klebrig, braun glänzend, sehr groß) und der Weide, bei der schon die silbernen Kätzchen hervorspitzten, und die Vorschulkinder unternahmen mit großem Eifer Knospen-Suchspiele auf dem Rückweg in den Kinderwald. Am folgenden Tag durfte jedes Kind eine große Kastanienknospe schälen, d.h. erst die Hüllblätter entfernen, dann den weichen Flaum befühlen und nach und nach die pelzigen Blätter aufklappen, bis die Ansätze der Kastanienblütenkerze sichtbar wurden.
Der März benahm sich wie der April und suchte uns schon wieder mit einem Schneesturm heim. Im Bauwagen lasen wir dann ein dazu passendes Bilderbuch von “Lars, dem kleinen Eisbären“ vor und die Geschichte von „Frühling und Winter“, die miteinander stritten, wer von ihnen der Wichtigere sei. Ein Bauer sollte den Streit schlichten und befand am Ende, dass ihm der eine so lieb wie der andere ist, da beide auf ihre Art hilfreich für die Natur sind.
Langsam wurde es Zeit, Osternester zu basteln und unsere Wurzelzwerge wickelten geschickt Stränge von altem, vertrocknetem Klettenlabkraut zu runden oder ovalen Nestern, die sie mit frischem Moos auspolsterten und mit allerlei „Schätzen“, wie leeren Schneckenhäusern, Weidenkätzchen, ersten Blüten usw., ausschmückten. In dieser Zeit las Moni die Geschichte von „Hörbe mit dem großen Hut“ bis zum guten Ende und zur glücklichen Heimkehr von Hörbe und Zwottel vor. Außerdem lernten wir wieder unser Frühlingslied „Grünes Gras und bunte Blumen“ und wenn es regnete sangen wir „Wir denken nicht daran uns einen Schirm zu kaufen!“, wir spielten „Hoch am Himmel“, „Wer hat den Keks aus der Dose geklaut“ (bzw. …das Ei aus dem Nest…), „Fischer, welche Fahne weht heute?“, „Hexe, was kochst du“ und viele andere.
Als unser ältester Wurzelzwerg sein sehnlichst erwartetes Brüderchen bekam, durften wir die ersten Fotos anschauen und haben uns sehr mit ihm über das süße Baby gefreut.
Aber weil im Frühling auch sehr viele Wildtiere Nachwuchs bekommen und es für unsere Wurzelzwerge dabei durchaus gefährlich werden kann, wenn sie aus Versehen z.B. die Kinderstuben der Frischlinge stören, indem sie ins Dickicht laufen, haben wir Tiergeschichten vorgelesen von Tieren, die eben im Frühjahr ihre Jungen bekommen. So lasen wir von der Wildschweinmama und ihren Frischlingen vor (und sprachen ein Betretungsverbot für das Dickicht aus), vom Reh und seinem Kitz, von der Hirschkuh und ihrem Kalb, vom Luchs und dem Fuchs, auch das schöne Bilderbuch „Der Findefuchs“, in dem eine Füchsin ein Fuchsjunges adoptiert und mit ihm viele Gefahren bestehen muss, bis sie gemeinsam in ihrem sicheren Fuchsbau ankommen. Wir hörten eine Geschichte vom Specht, der jedes Jahr aufs Neue eine Spechthöhle „zimmern“ muss, damit sein Weibchen zufrieden ist, während die vorjährigen Höhlen von Meisen und Fledermäusen genutzt werden.
Im „Osterhasenwald“ entdeckten wir nach der Schneeschmelze an vielen Stellen den wunderschönen, „scharlachroten Kelchbecherling“ Das ist ein holzzersetzender Pilz, dessen Fruchtkörper die Größe einer Kinderfaust erreichen kann und der auf am Boden liegenden Ästen wächst, der basische Böden liebt und vorwiegend in Ahornwälder lebt. Er wird als gefährdet eingestuft.
Auf unseren Wanderungen in die verschiedenen Waldgebiete bestaunten wir die Schönheit von Schneeglöckchen, Märzenbecher, Leber- und Schlüsselblümchen, entdeckten die ersten Veilchen, Vergissmeinnicht, Buschwindröschen, Waldbingelkraut, Milzkraut, Sumpfdotterblume und Butterblume sowie kürzlich das lila blühende Immergrün. Wir überlegten, warum diese Blümchen so früh blühen wollen, obwohl es doch oft noch so kalt ist. Und lernten, dass sie sich so beeilen müssen, weil sie bald keine Sonnenstahlen mehr abbekommen, wenn erst die Laubbäume ausgetrieben sind. Wir sogen den schweren, süßen Duft der rosa Blüten des giftigen Seidelbaststrauches ein und die Wurzelzwerge lernten, dass seine – ähnlich wie rote Johannisbeeren aussehenden – Früchte sehr giftig sind.
Der März endete mit dem „Tag der offenen Bauwagentüre“ und wir hatten wirklich Glück mit dem sonnigen Wetter. Herzlichen Dank an alle, die sich dafür Zeit genommen haben! Erfreulicherweise hatten wir auch einige Interessenten, die sich unseren Waldkindergarten anschauen wollten.
Anfang April wanderten wir sogar bis zum Drachenwald und batzelten dort mit frischem Lehm, bauten Brücken über den Bach, ließen uns zu einer Moosschlacht hinreißen, entdeckten große Laufkäfer und beobachteten die ersten Tagpfauenaugen. Wir lernten das Handgestenspiel „Ein Häschen wollt‘ spazieren geh’n“, und das Fingerspiel „Fünf Männer sind in den Wald gegangen und wollten den Osterhasen fangen“, sangen das Spiellied „Auf dem grünen Wiesenwasen hoppeln nette kleine Hasen“ und das Lied von „Stups, dem kleinen Osterhasen“. Wir bemalten ausgeblasene Eier mit Wasserfarben und hängten sie am Rosenstrauch im Kinderwald auf, lasen die Bilderbücher „Die Häschenschule“ und „Frohe Ostern, Pauli“ vor, sowie verschiedene Hasengeschichte z.B. über einen Angsthasen und zehn Osterhasen und eine über ein junges Häschen, das noch nicht gelernt hatte ganz still zu sitzen bis schließlich der Fuchs kam. „Ich bin ja bloß ein Erdenkloß“, dachte es die ganze Zeit, bis sich der Fuchs wieder getrollt hatte. Als dann Ostern näher rückte und der Osterhase immer öfter zur Freude der Kinder seine süßen Eier verlor und ein Wurzelzwerg ihn doch tatsächlich in der Nähe des Räuberwaldes hoppeln gesehen hatte, lasen wir die schöne Geschichte „Der Ostermond“ vor, in welcher der Zusammenhang zwischen dem erstem Frühlingsvollmond und dem Osterfest hergestellt wird und die Kinder bekamen den Auftrag nach dem Mond Ausschau zu halten. Leider war es zu dieser Zeit oft bewölkt… In der Geschichte „Die kleine Sonne“ erfuhren die Kinder, dass in jedem Ei eine kleine gelbe Sonne verborgen ist. Das probierten wir natürlich gleich an hart gekochten Eiern aus und präparierten die Dotterkugel als kleine Sonne heraus.
Als dann alle Wurzelzwerge ihre Osternester fertig gebastelt und eines Mittwochs zwischen den Fichtenwurzeln im Kinderwald versteckt hatten, kam tatsächlich der Osterhase vorbei und füllte ihre Nester reichlich. War das eine Freude!
Weil Mitte April endlich auch die Blätter des Bärlauchs aus der Erde strebten, bereiteten wir uns gleich zweimal hintereinander köstliche Bärlauch-Knödel mit frisch geriebenen Parmesan und zerlassender Butter zu. Hmmm! Die waren richtig guat! – Nicht lecker!!!
Wir wanderten oft zum Räuberwald, die Kinder bauten dort gleich mehrere Tipis, bastelten Bögen, schnitzen sich Pfeile dazu und überfielen sich gegenseitig. Wir entdeckten dort eine riesige Fichte und probierten aus, wie viele Wurzelzwerge es braucht um sie zu umfassen. Außerdem entdeckte Moni ein winziges Vogelnest, vermutlich von einem Zaunkönig. Wir lasen dann dort ein Bilderbuch über Nester vor und wegen des Frühlingserwachens, aber auch wegen des nahenden Muttertags die Bilderbücher „Die Pflanzenmutter“ und „Die Wurzelkinder“ und begannen Ende April die Muttertags-Geschenke zu basteln. Wir spielten in dieser Zeit „Schau nicht um, der Fuchs geht um“, „Eule und Maus“, „Wachhund Bello“, „Mein rechter Platz ist frei“ und ein kompliziertes Fangenspiel, das uns eine ehemalige Wurzelzwergin in den Ferien beigebracht hat. Schließlich am 30. April lasen wir den Kindern aus dem Jahreszeitenbuch die Geschichte „Der Hexenbesen“ vor, die erzählt, wie es zum ersten Maibaum kam.
Nun, das war es dann auch schon wieder mit dem Rückblick. Natürlich haben wir noch viel mehr gespielt, gesungen, entdeckt, erforscht, erfunden und erzählt. Aber wie immer erheben wir keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern möchten Euch nur eine Einblick in unser spannendes Waldleben gewähren.
Herzlich grüßt Euch
Euer Waldteam
Christina, Miriam, Moni und Eva